Voraussetzungen für Textverständnis

peter.stonn@improved-reading.deAllgemein

Um Texte zu verstehen, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Mithilfe der richtigen Lesetechniken sollte das eigentliche Lesen selbst möglichst reibungslos ablaufen: nämlich ohne die drei Hauptlesefehler und in einer angemessen hohen Geschwindigkeit, so dass das ständige Abschweifen der Gedanken unterbunden wird. Für ein besseres Textverständnis sollten Sie ferner unterschiedliche Lesestrategien einsetzen, je nach Textart und Zielsetzung. Dazu ist es erforderlich, dass Sie sich bereits vor dem Lesen mit dem Text vertraut gemacht haben (Vorausschau). Gehen wir darauf im Folgenden etwas näher ein:

I. Texte verstehen mit den richtigen Lesetechniken – und ohne Lesefehler

Beim unmittelbaren, vollständigen Lesen eines Textes sollten Sie vor allem darauf achten, dass Sie drei typische Lesefehler unterbinden, die noch aus der Grundschule stammen und das Leseverhalten der meisten Erwachsenen prägen. Diese hindern uns daran, Texte zu verstehen – und überdies begrenzen sie unsere Lesegeschwindigkeit unnötig:

  1. das vollständige innere Mithören (Subvokalisieren)
  2. das ständige Zurückspringen
  3. das Wort-für-Wort-Lesen

Erstes Hindernis beim Texte verstehen: Vollständiges Mithören

Der erste Lesefehler bezieht sich auf den “kleinen Mann im Ohr”, der Ihnen sicherlich vertraut ist und der noch auf die alte Grundschul-Gewohnheit zurückgeht, Texte laut vorzulesen. Nur so konnten wir damals Texte verstehen. Mittlerweile können wir zwar stumm lesen, aber innerlich “hören” wir die Texte immer noch mit, meist vollständig. Das ist nicht grundsätzlich falsch. Aber stellen Sie sich einen gelben Textmarker vor, mit dem Sie den gesamten Text gelb markieren. Wäre das hilfreich, um den Text zu verstehen? Sicher nicht, dann hätten Sie es ja auch gleich bleiben lassen können. Abgesehen davon kommen Sie so kaum über 350 Wörter pro Minute Lesegeschwindigkeit. Versuchen Sie ab jetzt, größere Teile des Textes rein visuell zu erfassen und den “kleinen Mann” nur für die wichtigen Wörter einzuschalten. So können Sie gleichzeitig schneller lesen und besser Texte verstehen.

Zweites Hindernis beim Textverständnis: Ständiges Zurückspringen

Als normaler Leser neigt man dazu, beim Lesen ständig zurückzuspringen, um Textteile noch einmal zu lesen, die man gerade schon gelesen hat. Als normaler Leser neigt – normaler Leser neigt – man dazu, beim Lesen ständig – beim Lesen – ständig zurückzuspringen, um Textteile – Textteile … So ungefähr sieht das dann aus – beim einen mehr, beim anderen weniger. Auch diese Gewohnheit kommt noch aus der Grundschule, als wir die Wörter noch nicht so gut kannten und daher oft mehrfach schauen mussten. Aber heute? Können Sie sich vorstellen, dass es zu einem guten Texte verstehen beiträgt, wenn man so liest? Vertrauen Sie stärker Ihrer Wahrnehmung und richten Sie sich stärker nach vorne aus. So werden Sie einerseits schneller und bleiben andererseits mehr in der Textlogik, können also tatsächlich auch besser Texte verstehen.

Drittes Hindernis beim Textverständnis: Wort-für-Wort-Lesen

Ebenfalls noch aus Grundschulzeiten ist der dritte Lesefehler überliefert – dass wir die meisten Wörter einzeln lesen, obwohl unsere Augen problemlos mehrere Wörter gleichzeitig erfassen könnten. Um Texte zu verstehen, wäre dies ohnehin viel sinnvoller, weil sich die Bedeutung viel eher aus Wortgruppen als aus einzelnen Wörtern ergibt. Und Sie ahnen es … auch die Lesegeschwindigkeit steigt automatisch, wenn wir die Wörter nicht alle einzeln “abgrasen”. Dann brauchen wir nämlich viel mehr Blickstopps (Fixierungen), die uns jedes Mal eine Viertelsekunde kosten.

Unser 3-minütiger Zeichentrickfilm fasst diese drei Punkte auf anschauliche, witzige Weise zusammen.

Schneller lesen – besser Texte verstehen!

Bei allen drei typischen Lesefehlern sehen Sie also, wie sich die Fähigkeit, Texte zu verstehen, mit einer angemessenen Steigerung des Lesetempos verbindet. Und es kommt noch etwas hinzu: Wenn Sie mithilfe dieser verbesserten Lesetechniken Ihr Lesetempo steigern, verringert sich automatisch Ihre Neigung, beim Lesen mit Ihren Gedanken zu ganz anderen Themen (oder Wahrnehmungen) abzuschweifen. Wenn wir im normalen Tempo lesen, ist unser Gehirn nämlich schlichtweg nicht genügend ausgelastet – und sucht sich dann andere (oft spannendere) Themen. Probieren Sie es aus: Lesen Sie schneller (auf die richtige Weise, siehe oben), und Sie werden sich viel besser konzentrieren können. Eine ganz wichtige Voraussetzung, um Texte zu verstehen!

II. Lesestrategien: Ihre Spezialwerkzeuge fürs Textverständnis

Das bisher Gesagte bezieht sich darauf, dass Sie einen Text vollständig lesen. Nun gehört zum Texte verstehen allerdings auch die Fähigkeit, besser zu differenzieren, welche Texte eigentlich wie gründlich (oder ob überhaupt) gelesen werden müssen und welche Lesestrategie dabei zum Einsatz kommt. Beispielsweise könnte es sein, dass ein Text sehr detailliert geschrieben ist, aber Sie wollen nur die Hauptgedanken erfahren und nicht den gesamten Text verstehen. In dem Fall könnten Sie den Text lediglich “skimmen” (= Überfliegen), indem Sie ihn optisch vollständig, aber in einer sehr hohen Geschwindigkeit erfassen; um diese Lesestrategie zu beherrschen, müssen Sie Ihre Augenmuskeln trainieren und das Zurückspringen vollständig unterbinden.

Sie könnten auch alternativ den ersten und den letzten Absatz vollständig lesen und die dazwischen liegenden Absätze jeweils nur “anlesen”, also nur ungefähr den ersten Satz lesen. In den meisten Fällen werden Sie in diesen Bereichen die Hauptaussagen finden (“paragraphing” = Absatzspringen). Wenn Sie nur einzelne Informationen aus einem Text verstehen bzw. “herausfischen” möchten, bietet sich hingegen das sog. “Scanning” (= fokussierende Suche) an. Dieses gestattet Ihnen sehr hohe Suchgeschwindigkeiten von 2000 Wörtern pro Minute und mehr.

Vorausschau immer!

Die Voraussetzung dafür, dass Sie jeweils die richtige Lesestrategie und -geschwindigkeit definieren ist die Vorausschau (“preview”), mit der Sie sich bereits vor dem Lesen mit dem Lesestoff vertraut machen. Sie können Texte dann am besten verstehen, wenn Sie sich schon vorab ein “Bild” oder eine Struktur von ihnen gemacht haben und nicht einfach “ins kalte Wasser springen”. Dazu blättern Sie einen Text entspannt, aber zügig durch und nehmen dabei hervorstechende “Sinnsignale” wahr, z.B. Überschriften, Fettgedrucktes, Graphiken oder häufig vorkommende Namen oder Fachbegriffe. Wenn Sie auch nachhaltig Texte verstehen, also das Gelesene sich merken und sicher abrufen wollen, müssen Sie ferner intelligente Gedächtnis- und Aufbereitungsstrategien anwenden (z.B. die bekannte PQRST-Technik). Denn nur einmal lesen und dann weglegen wird (leider) niemals dazu führen, dass Sie (dauerhaft) einen Text verstehen.


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