Deep Reading
Effizientes & nachhaltiges Lesen am Bildschirm oder: mit Speed Reading über Speed Reading hinaus
Deep Reading ist eine sinnvolle Ergänzung von Speed Reading für all jene, denen ein nachhaltiges, qualitativ hochwertiges Lesen am Herzen liegt. Natürlich ist Speed Reading – so wie es im Rahmen der „Improved Reading“-Methode vermittelt wird – an und für sich kein bloßes „Schnell-Lesen“. Speed Reading geht nach unserem Verständnis bereits mit einem verbesserten Textverständnis einher: So ermöglicht das Erfassen mehrerer Wörter gleichzeitig viel eher ein sinnvolles Textverständnis, als wenn die Wörter einzeln nacheinander „abgegrast“ werden (sog. „Sinngruppen-Lesen“ oder „Chunken“). Speed Reading-Techniken setzen daher schwerpunktmäßig an der Verbesserung von Blickbewegungen an: der Leseprozess selbst, die Lesetechniken, werden optimiert.
Deep Reading im Sinne eines vertiefenden Lesens erfordert jedoch mehr als gute Lesetechniken und effiziente Blickprozesse. Hier kommen kognitive Aspekte des Lesens ins Spiel, die teilweise über das eigentliche Lesen hinausgehen – gemeint sind v.a. drei Bereiche:
- Merkfähigkeit
- flexible Lesestrategien
- Konzentration
Deep Reading unterstützt die Merkfähigkeit, also die nachhaltige Verankerung der Textinhalte im Langzeitgedächtnis, durch Arbeitsschritte, die schon vor und vor allem nach dem Lesen stattfinden. Zunächst einmal müssen wir wissen, warum wir einen Text lesen und in welchem Zusammenhang wir die neu gewonnenen Kenntnisse einsetzen wollen. Bloßes „Drauflos-Lesen“ führt in der Regel nicht dazu, dass man sich die Inhalte besonders gut merkt. Egal, wie schnell oder langsam man einen Text liest – auf jeden Fall sollte dieser nach dem Lesen noch einmal aufbereitet werden. Dazu kommen im Rahmen von „Deep Reading“ unterschiedliche Techniken im Einsatz: MindMapping, Clustering, PQRST (auch als „SQ3R“ bekannt), etc. Die dafür nötige Zeit gewinnen Sie, indem Sie den eigentlichen Lesevorgang – dank Speed Reading-Techniken – schneller bewältigen.
Vertiefendes Lesen beinhaltet häufig nicht bloß einen einzelnen Lesevorgang, sondern ein mehrstufiges Vorgehen: Nach einer Vorausschau könnte etwa die Lesestrategie des „Absatzspringen“ zum Erfassen der Hauptgedanken erfolgen. Anschließend liest man ausgewählte Passagen vollständig und gründlich, aber eher zweimal zügig als einmal langsam. In diesem Sinne legt „Deep Reading“ eine bewusste Differenzierung zwischen unterschiedlichen Lesegeschwindigkeiten und -intensitäten nahe. Sie verfügen nicht bloß über einen „Ein-/Aus-Knopf“, sondern über ein „Armaturenbrett“ unterschiedlicher Strategien. Nebenbei unterstützen Sie damit wiederum Ihre Merkfähigkeit – insofern die verschiedenen Lesevorgänge jeweils eine gezielte Wiederholung darstellen.
Deep Reading unterstützt schließlich auch die Konzentration beim Lesen. Gerade im digitalen Kontext sind wir extrem leicht abgelenkt. Es gibt allerdings eine Reihe einfacher Verhaltensroutinen, mit denen wir auch vor dem Bildschirm „bei der Sache bleiben“. Eine einfache Maßnahme ist das Ausschalten aller akustischen oder optischen Benachrichtigungen (z.B. eingehende e-Mails). Hilfreich ist auch die Etablierung fester Routinen: dieselben Tätigkeiten am selben Ort zur selben Zeit konzentriert ausführen – dann stellt sich die Konzentration ganz von alleine ein. Konkret bedeutet dies z.B., dass am Arbeitsplatz nur gearbeitet wird – kein Essen, „Rumdaddeln“, soziale Netzwerke, etc. Auch die sogenannte „Pomodoro“-Technik hat sich als äußerst effektives Zeitmanagement auch beim Lesen erwiesen. Zahlreiche weitere Konzentrations-Tricks werden im Rahmen einer Deep Reading-Schulung vermittelt.
Darüber hinaus fördert allein das schnellere Lesen eine verbesserte Konzentration. Warum? Ganz einfach: Das Gehirn wird „auf Trab gehalten“, so dass es eher bei der Sache bleibt. Beim normalen Lesetempo hingegen unterfordern wir uns, das Gehirn betrachtet dies quasi als „Einladung“ zum Abschweifen der Gedanken.
Sie sehen: Deep Reading und Speed Reading greifen ineinander und unterstützen sich wechselseitig. Meist bietet es sich an, zunächst ein Speed Reading-Training zu absolvieren, um die physischen Basistechniken (Fixation, Blickprozesse) zu trainieren. Mithilfe von Deep Reading rücken anschließend die kognitiven Aspekte und die Organisation des Lesens stärker in den Vordergrund. Letztlich ist diese Reihenfolge aber nicht zwingend – Hauptsache, Sie beginnen damit, Ihr Lesen effektiv und nachhaltig zu verbessern!