Wenn die Augen weh tun – Lesen am Bildschirm
Lesen am Bildschirm stellt eine besondere Belastung dar, u.a. aus folgenden Gründen:
- monotones Starren auf einen kleinen Seh-Bereich (mangelnde Augenbeweglichkeit)
- Vernachlässigung des peripheren Sehens
- permanentes Eindrehen der Augen auf den Nahbereich (Konvergenz)
- gefährliche blau-violette Bildschirm-Strahlung (Gefahr von Netzhautschäden)
- Man schaut direkt in eine Lichtquelle hinein.
- zu seltenes Blinzeln
Vorab: Stressfreies Sehen am Bildschirm ist ein so komplexes und wichtiges Thema, dass Sie dazu am besten ein eigenes Training besuchen (unsere Empfehlungen: train & see in Karlsruhe oder visiowert in Berlin). In vielen Firmen oder Behörden finden regelmäßig Gesundheitstage, Schulungen oder Vorträge im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) statt. Schlagen Sie doch selbst einmal vor, das Thema „Augengesundheit am Bildschirm“ dort aufzugreifen!
Sie können auch für sich eine Reihe von Sofortmaßnahmen treffen:
- ausreichender Abstand zum Bildschirm (70–90 cm)
- Augenhöhe knapp unterhalb der ersten Bildschirmzeile (leicht geneigte Kopfhaltung)
- Blaulichtfilter aktivieren (serienmäßig in Windows 10 und in den meisten Handys sowie auch als kostenfreie App: f.lux)
- für gute Lichtverhältnisse sorgen (nicht nur der Arbeitsplatz, auch die Umgebung sollte gut ausgeleuchtet sein)
- Spiegelungen und Reflexe vermeiden (andere Bildschirme, Möbel, Fenster)
- wichtige Texte, die Sie gründlich lesen und sich langfristig merken wollen, nach der Vorausschau, ausdrucken!
Den Stressoren des Bildschirm-Lesens begegnen Sie am besten durch aktives Augentraining in einer professionellen Weiterbildung.
Einige Augenübungen für Entspannung und Training am Bildschirm möchten wir Ihnen hier vorstellen:
- Entspannungsübung „Palmieren“
- Entspannungsübung „Klopfmassage“
- Übung „Wilde Augen“ gegen trockene Augen
- Übung „Liegende Acht“ für mehr Augenbeweglichkeit
- Übungen „Augen springen lassen“ und „Stafettensehen“ für dynamische Augen
- Übung „Posaune“ – Training der inneren Augenmuskeln (Nah-/Fern-Wechsel)
Die beste Entspannungsübung im Büro: "Palmieren"
Palmieren ist wahrscheinlich die beste Entspannungsübung für Augen, Körper und Geist im Büroalltag, denn sie deckt gleich mehrere Aspekte ab. Neben der unmittelbaren Entspannung sorgt sie auch dafür, dass Sie Ihre Sehqualität steigern und das Gefühl bekommen, wieder schärfer, kontrastreicher und farbiger zu sehen.
Die Steigerung der Sehqualität kommt dadurch zustande, dass sich die Sehzellen auf der Netzhaut (im Besonderen die sogenannten Zapfen, die für das farbige Sehen verantwortlich sind) in der Dunkelheit wieder „aufladen“ können. Folglich produzieren die Augen bessere Bilder und leiten diese ans Sehzentrum weiter.
Wenn Sie meinen, keine Zeit zum Palmieren zu haben, hilft es auch, die Augen einfach immer mal wieder bewusst für mindestens 10 Sekunden zu schließen. Generell sollten Sie sich nach längerer Bildschirmarbeit oder Lesen auf jeden Fall Zeit für sich nehmen und z.B. mit Palmieren eine Pause machen. Danach geht es mit voller Konzentration weiter.
Korrekte Handhaltung beim Palmieren.
Übungsabfolge "Palmieren"
- Sitzposition: vorne auf der Sitzfläche, dazu beide Beine parallel auf den Boden stellen.
- Handflächen (engl. „palms“) kräftig reiben, bis sie schön warm sind.
- Die Finger beider Hände übereinanderlegen, auf der Stirn positionieren und die
Handflächen sanft über die Augen legen; die Nase sollte dabei frei bleiben. - Zusätzlich die Augen schließen, damit es komplett dunkel ist.
- Ellenbogen auf die Tischplatte stützen und Kopf in die Hände fallen lassen.
- Konzentration auf den Atem. Tief über die Nase in den Bauch einatmen und
doppelt so lange über den Mund wieder ausatmen. Schultern lockern/fallenlassen. - Diese Position mindestens eine halbe Minute halten.
- Beim Beenden der Übung zuerst die Hände von den Augen nehmen,
danach erst die Augen öffnen.
Entspannungsübung „Klopfmassage“
Diese Massage entspannt die Augenmuskeln und macht müde Augen wieder munter.
Einfach mit Zeige- und Mittelfinger auf den Knochen ums Auge herum sanft klopfen. Um die Entspannung zu steigern, schließen Sie dabei die Augen und fokussieren sich auf ihren Atem. Das sollten Sie mindestens einmal komplett machen. Die Klopfintensität können Sie dabei selbst steuern. Manchmal ist sanft zu wenig. 😊
Klopfmassage um die Augen herum
Übung „Wilde Augen“ – da bleibt keine Auge trocken
Bei der Bildschirmarbeit blinzeln wir automatisch weniger als gewöhnlich. Bei hoher Konzentration reißen wir sogar die Augen auf und starren. Die Augen werden deshalb nicht ausreichend befeuchtet, die Hornhaut wird nicht gereinigt und der Tränenfilm reißt nach ca. fünf Sekunden auf. Wenn das – wie bei der Bildschirmarbeit – dauerhaft passiert, insbesondere wenn zusätzlich ein trockenes Raumklima herrscht, entsteht das Gefühl von trockenen Augen.
Eine natürliche Methode, um hier immer wieder Abhilfe zu schaffen, ist es, bewusst zu gähnen. Das aktiviert nicht nur die Tränendrüsen, sondern lässt Sie auch endlich wieder durchatmen. Doch es gibt auch eine wirkungsvolle Übung dafür.
Diese Übung ist perfekt, wenn Sie öfter trockene oder brennende Augen haben. Sie aktivieren mit dieser Übung die Tränendrüsen, indem Sie mehrmals bewusst und kräftig die Augen zusammenkneifen. Das machen Sie so lange, bis Sie Tränen in den Augen haben. Gerne dürfen Sie bei der Umsetzung auch aufstehen und dann gleich noch den ganzen Körper anspannen. So bringt diese Übung auch noch Energie und Bewegung.
Das sind die „wilden“ Augen und der wilde Mann. 😊
Übung „Liegende Acht“ für mehr Augenbeweglichkeit
Mit dieser Übung trainieren Sie verschiedene Augenfunktionen:
- die Vergenz, also das gute Zusammenspiel beider Augen
- die Motilität, d.h. die Augenbeweglichkeit
- die Gehirnintegration, weil mit dieser Übung die rechte und linke Gehirnhälfte verknüpft werden.
Aufgabe: Am besten im Stehen einen Arm ausstrecken und den Daumen als Fixierpunkt hochnehmen. Beginnen Sie in der Mitte zwischen den Augen. Bewegen Sie den Daumen nach links oben und fahren Sie eine liegende Acht nach. Dabei können Sie gerne im Tempo und im Bewegungsumfang variieren. Achtung: Nur die Augen bewegen – nicht den Kopf!
Armhaltung und Augenstellung bei der liegenden Acht!
Übungen „Augen springen lassen“ und „Stafettensehen“ für dynamische Augen
Augen springen lassen:
Für diese Übung benötigen Sie mindestens 3 Fixierungspunkte an einer Wand. Der Abstand zu Ihrem Sitzplatz sollte mehr als 3 m betragen, sofern das möglich ist. Falls Sie keine bereits vorhandenen Fixierungspunkte, wie z.B. die Ecke eines Bilderrahmens etc. verwenden können, benutzen Sie Haftnotizen oder farbige Reißnägel.
Aufgabe: Sehen Sie die ausgewählten Fixierungspunkte immer wieder im Wechsel an. Das bedeutet, Ihre Augen springen mal langsam, mal dynamisch von Punkt zu Punkt. Gerade weil wir bei der Bildschirmarbeit eher „starren“ und die Augen nur in einem sehr engen Bereich bewegen, kommt mit dieser Übung wieder Lebendigkeit in Ihr visuelles System. Sie eignet sich auch als „Frühsport“, wenn wir nach dem Aufwachen im Bett liegen. Fixieren Sie verschiedene Punkte im Raum im schnellen Wechsel und dazwischen einen Punkt im Außenbereich.